Reise 2023

Amerika Reise 2023

1.  Island 7.-14. August 2023

Am Montag den 7.8.2023 haben wir, nach einem gemütlichen Besuch in Odense, Dänemark bei grausigem Wetter verlassen und Island bei deutlich besserem erreicht.

Wir haben den kleinen, etwas gammeligen Dacia Dokker in Empfang genommen. Er hat vorne 2 Sitze und hinten 1 Liegefläche über deren hinterem Ende in 40 cm Höhe eine Kochkiste schwebt.

Bei toller Beleuchtung – tiefstehende Sonne von Westen und schwarze Regenwolken über Reykjavik- fuhren wir an der Blauen Lagune vorbei, um den neuen aber gerade nicht mehr aktiven Litli-Hrutur Vulkan herum an die Südküste.

Die erste Nacht war schwierig. Ein ununterbrochener Regenguss trommelte die ganze Nacht auf das ungedämpfte Dach, EM konnte sich nicht umdrehen und, wie zieht man sich eigentlich im Bett Regenzeug an und vor allem wieder aus wenn man mal raus muss??? Das war wohl am falschen Ende gespart, ….mit dem Auto.

Aber von da an war Sonnenschein angesagt. Die Wettervorhersage legte die Rute Süd-, Ost-, Nord-, Westküste nahe, also los gings.

Schon ziemlich bald ging uns auf, dass das überwiegend leere Kartenbild auf der 1:400.000 Landkarte täuscht, die Entfernungen sind groß! Da Ernst-Martin vom Kistenschleppen und Institutsausräumen ein Rückenproblem hat und mein Knie immer noch nicht in Ordnung ist, müssen wir notgedrungen auf die vielen tollen Islandwanderungen verzichten. Diesmal!

Wir fahren und gehen also von einem Naturwunder zum nächsten. Atemberaubende Wasserfälle in deren Spritzwasser die tollsten Regenbögen zu sehen sind; Felsen an der Südküste mit Papageientauchern, die ihre Jungen mit silbernen Fischchen füttern – sie haben oft 4 hintereinander aufgereiht im Schnabel; Blicke auf die großen Gletscher überzogenen Berge, deren Gletscherzungen fast bis ins Meer reichen und in einen Gletschersee kalben (fast Grönland).

Überall im Land findet man auf den Wiesen kleine Häuser in denen dei Trolle wohnen.

Nur eine Sache ist schrecklich auf Island. Auf der Ringstraße darf und kann man nirgends halten. Nur ganz selten gibt es Rastplätze, wo man Fotos machen kann, und das bei der Landschaft!

Als ich so etwa 10 Jahre alt war habe ich mit Imke in den Ferien ein Buch geschrieben in dem 2 Mädchen mit ihren Pferden auf einem umgebauten Fischkutter nach Island „geflohen“ sind. Die Seeroute führte sie an den Shetland- und Färöer-Inseln vorbei nach Ostisland in einen Fjord nach Eskifjör∂ur. Nun wollte ich doch mal sehen inwieweit die Wirklichkeit mit meinen doch sehr genauen Vorstellungen übereinstimmten. Also haben wir endlose Fjorde umfahren, in fantastischen Beleuchtungen bis spät in die Nacht. Natürlich sah es ganz anders aus, es sind ja auch 50 Jahre vergangen, aber nicht sooo falsch.

Wieder zurück auf der „Strecke“ ging es ins Vulkangebiet im Norden. Zuvor noch haben wir allerding die Ringstraße verlassen und sind ca. 50km auf einer Schotterstraße durch eine Mondlandschaft, dann Marslandschaft gefahren. Unglaubliche Weite, in der Ferne eine Kette Vulkane und den einen oder anderen gletscherbedeckten Berg. Öde schlechthin, kein Gras kein Strauch, wunderbar! An einer Stelle queren wir ein breites Tal, in dem es etwas Gras gibt und auch gleich ein paar Schafe. Wir halten auf dem höchst gelegen Hof auf Island. Früher gab es hier 1500 Schafe jetzt 200 und 200 Ziegen, den Rest Touristen. Die werde gut versorgt! Von Edi und Chrys haben wir diesen Tipp und wir sind sehr dankbar.

Nach den Wasserfällen Selfoss und Dettifoss zum Vulkangebiet um Myvaten: Rauchende, fauchende und blubbernde Erde, „gerade“ erloschene Vulkane bei denen man die zeitlich verschiedenen Lavaströme gut sehen kann.

Bis fast zum Sonnenuntergang laufen wir durch diese Landschaft, dann auf den Campingplatz am Myvaten, wo wir in der Gemeinschaftsküche den wildesten Mückenangriff aussitzen, den Sonnenuntergang bewundern (so nah am Polarkreis dauern die so schön lange), bevor wir uns in den „doofen Dokker“ begeben.


Die einfachen Campingplätze auf Island gefallen uns gut. Sie sind oft schön gelegen, fast alle mit warmen Duschen (umsonst) und manche sogar mit Gemeinschaftsküche/Aufenthaltsraum.

Vom Myvaten vorbei am Gudafoss-Wasserfall nach Akureyri. Nachdem wir auf dieser Reise Reykjavik keines Blickes gewürdigt haben, wollten wir wenigstens die zweit größte Stadt Islands anschauen. Akureyri ist überschaubar, hübsch bunt und sehr nordisch.

Ernst-Martins Angst vor den Nächten im Auto ist ziemlich groß. Schon einmal haben wir zur Erholung ein AirB’nB eingestreut und, da die in dieser Jahreszeit nicht so leicht zu finden sind, ist unser nächstes Ziel ein Zimmer in Olafsvik an der Nordwest Spitze der Halbinsel Snæfellsness. Da wollten wir sowieso hin (unter anderem von Julie und David empfohlen). Aber, am Nachmittag steigt Nebel aus dem Fjord auf und Nebel schwappt auch über die Bergketten aus dem Nachbarfjord hinüber. Daher trauen wir uns nicht von Akureyri nochmal eine lange Schotterpiste über die Berge zu fahren, leider. Der Snæfjell ist jetzt, glaube ich, offiziell entgletschert, schmückt sich aber mit einem Flotten Eishäubchen als wir ihn sehen.

Am nächsten Morgen machen wir eine schöne Wanderung an der Küste entlang (Hellnar-Arnarstapi) mit Felsentoren, Vogelfelsen und sogar einem traumhaft gelegenen Kaffee mit Sonnenterasse.

Von der Snæfellness Halbinsel sind wir über Borgarnes auf einer Schotterpiste über einen Pass nach Thingvellir gefahren. Diese Fahrten sind wirklich ganz besonders schön. Nach wenigen Kilometern ist von der Zivilisation nichts mehr zu sehen und die unglaublich weite Landschaft umgibt einen. Außerdem kann man überall halten. Am letzten ganzen Tag auf Island schauten wir uns noch den Geysir Strokkur und den Wasserfall Gulfoss an und badeten sogar noch in der gamla laugin, das älteste von heißen Quellen gespeiste Bad auf Island.

Apropos speisen, einmal haben wir isländisch gegessen: Fischsuppe hieß das auf der übersetzten Speisekarte, war aber eher Fischmatsch mit Kartoffeln, sehr lecker, mit Lebkuchenbrot dazu.

Am Montag war die Islandreise zu Ende. Packen, Autoputzen und Abgeben. Dann per Shuttle zum Flughafen. Wir haben viel gelernt in dieser Woche: Island ist so überwältigend schön, wir kommen bestimmt wieder. Dann mit dem eigenen Auto und mindestens 3 Wochen. Und dann an die Nordwest- und Nordostküste. Weniger Fahren und Gehen, sondern mehr Rumsitzen und Schauen. Mal sehen, ob wir das auf der weiteren Reise noch besser lernen.

2.  Kanada 14. August - 4. September 2023

Der Flug nach Toronto startete auf Island am Abend bei Sonnenschein und tangierte die Südküste von Grönland. Es gab herrliche Blicke in Fjorde, auf Gletscher und das Inlandeis und wie Zuckerwürfel schwammen einige Eisberge an der Küste. Der Flug ging so ungefähr über Halifax hinweg, aber ganz Kanada war unter einer dicken Wolkendecke verschwunden. Wir landeten in Toronto – die Einreise war bemerkenswert freundlich und einfach – nachdem sie schon auf Island alle Fragen zu unserer Reise gestellt hatten.

Nach ein paar Stunden Schlaf in einem dubiosen, aber ok Flughafenhotel waren wir morgens um 5:00 schon wieder auf dem Weg zum Flughafen und nach Halifax. Dort hatten wir mittags um 13:05 (!) einen Termin mit einer Dame von der Transportfirma vor dem Zoll.(Eigentlich wollte sie sich mit uns in einem – von ihr immer benutzten Raum – in einem bestimmten, von den Kunden üblicherweise benutzten (aber uns viel zu teuren) Hotel zu treffen). Sie hatte geschrieben man könne die Formalitäten sowieso nicht an einem Tag erledigen, weil der Hafen um 12:00 Uhr schließt!!?? Wir trafen sie, bezahlten 150 CAD, bekamen ein Stück Papier, einen Stempel und weg war sie – mit der Bemerkung der Hafen hätte bis 16:00 offen und nun könnten wir das Auto ja abholen (ich wette der Onkel besitzt das Hotel…). Dann in „customs“ den anderen Stempel, „haben sie Waffen? nein? Alkohol? nein? Ok!“

Vom Flughafen hatten wir im Motel unser Gepäck abgestellt und waren von dort aus mit dem Bus gefahren – gedankt sei google, dass macht das ja so einfach. Zu unserer Freude ist dienstags das Busfahren in Halifax für Senioren (juhu!!) umsonst, und so sind wir den ganzen Tag mit Bussen durch die Gegend gefahren, haben immer wieder die gleichen Leute getroffen und hatten viel Spaß. Z.B. eine ältere Frau (so wie wir ) mit Fahrrad, die eine Fahrradtour machen wollte, und, als wir sie wieder trafen auf dem Heimweg war, weil sie einen Platten hatte – wenn wir ihr noch einmal beim Fahrrad auf den Busfahrradständer heben geholfen hätten, hätte sie uns sicher in ihr Cottage eingeladen. Oder der Junge, der mit seiner kleinen Schwester und einem leeren Buggy unterwegs war, und später Mutter und noch kleineres Geschwisterchen gefunden hatte; oder schließlich der Vater mit seiner wonnigen Tochter, der eine Frau fand, …

Am Hafen stand brav unser Bus, der Schlüssel steckte, ein paar Kratzer an der Karosserie, aber alles war drin und in Ordnung.

Am Abend sind wir dann nochmal mit Bus und Fähre (die war auch umsonst ) nach Halifax Downtown (sehr schön) gefahren, sind an der Waterfront entlangflaniert und haben einen Riesensalat gegessen – der fehlte auf Island.

Am Morgen, beim Zurücksetzen sind wir erst einmal in ein anderes Auto gefahren – das war zum Glück nicht sehr beschädigt und der alte Herr hatte es so eilig, dass wir nicht mal seinen Namen haben - unser Rücklicht war zerbröselt ist aber mit Folie ‚repariert‘ (ich liebe Puzzles ).

Von Nova Scotia haben wir nur einen hübschen, bunten Fischerort südlich von Halifax: Lunenburg gesehen und die Fundy Bay. Dort ist der größte Tidenhub der Welt zu beobachten (bis 18m), was aber mit der Form der Bay zu tun hat und nicht nur mit dem ‚echten‘ Tidenhub (Badewannen-schaukel-effekt). Ein sehr imposantes Schauspiel, was seine Zeit braucht.

Dann, bei abwechselnd scheußlichem Nieselregen oder Wolkenbruch, durch New Brunswick. 100km nur Wald – nichts anderes, eine gerade Straße und rechts und links niedriger Wald.

Wieder (wie vor 19 Jahren) machen wir den Abstecher nach New Denmark, diesmal mit einem dänischen Kennzeichen. Bei strömendem Regen fuhren wir durch den langgestreckten Ort auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Als wir gerade drehen wollten, um einen Feldweg genauer zu untersuchen, überholte uns ein PKW in sausender Fahrt und schnitt uns den Weg ab. Ein kleines, altes Männlein sprang behände aus – es schüttete inzwischen wie aus Eimern – und fragte Ernst-Martin (der versucht war die Scheibe erst mal wieder hochzudrehen, weil es so reinregnete ;-)) woher wir kämen und was wir suchten. Kurze Zeit später fanden wir uns auf dem Parkplatz des recreation centers von New Denmark, mit dem Schlüssel desselben, die Nachbarhöfe waren informiert und wir hatten eine Verabredung für eine Führung durch New Denmark am nächsten Morgen. Ob 25 Jahre genug sind als Dänen durchzugehen??

Die Führung war interessant: alle drei Kirchen, selbst die anglikanische, mit dänischen Fahnen, mindestens die Hälfte aller Häuser auch. Er hat uns auch alte und neue Landmaschinen und die neue Kartoffelhalle gezeigt und natürlich das das Heimatmuseum. Das ist etwas heruntergekommen in den Jahren, da regnet es rein und alle Schätze sind in einem Schuppen untergebracht. Die Replika des ersten Siedlerhäuschens haben mehrere Mäusefamilien in Besitz genommen. Wie oft bei solchen „Führungen“ gab es viel ‚lustiges‘ vermischt mit wirklich interessanten Informationen.

2 1/2 Stunden später waren wir auf dem Weg nach Quebec, sehr schöne Altstadt.

In Ottawa warteten Marina und Klaus auf uns (Freunde aus Freiburg jetzt an der deutschen Botschaft in Ottawa). Mit Marina sind wir durch die Stadt und die Museen gestreift und vor allem haben wir 2 Kanutouren auf den Seen nördlich Ottawas gemacht. Das war unglaublich schön! Die Seen hatten viele Buchten und größere und kleinere Inseln, teils bewaldet, teils glatte Felsplatten mit einzelnen Kiefern und Birken. Immer wieder sahen wir Biberbauten am Ufer und Bieber, die durchs Wasser

sausen. Wenn man ihnen zu nahekommt schlagen sie mit dem Schwanz aufs Wasser und tauchen ab. Auch Loons haben wir gesehen. Eine Familie: Eltern (schwarz mit weißen Flecken) und ein Junges (braun flauschig) was eifrig gefüttert wurde. Ganz nahe kommen wir heran als wir uns treiben lassen. Wenn die Eltern beunruhigt sind, rufen sie mit diesem unglaublich melodischen Ruf und das Kleine taucht ab. Auch Weiskopf Adler kreisen über dem See.

In Toronto besuchen wir zum Tee Kaja und sehen den 4jährigen Isa und die winzige Gaia (3 Monate) zum ersten Mal in ihrem neu restaurierten viktorianischen Stadthaus.

Und wir besuchen Oresta und Roman, unsere ukrainischen Freunde, hoch über den Dächern Torontos. Hier haben sie schon vor 19 Jahren gewohnt.

Nun sind wir in London bei Imke und Dan und genießen das superschöne Haus und die vielen Gespräche. Außerdem gibt es zwei Hunde hier: Loki ist ein riesiges, schwarzes Wuscheltier, das glaubt es sei ein kleiner, weißer Schoßhund und Kaja’s Blitz, winzig aber mit Selbstbewusstsein.

Von London fuhren wir für 2-3 Tage an die Georgian Bay und weiter in den Algonquin Provincial Park, ein riesiges Waldgebiet mit unzählig vielen Seen, von denen viele miteinander verbunden sind. Ein Paradies für Kanufahrer. Für die Nächte hatten wir im Park Campingplätze gebucht, zum Glück, den dieses war das letzte und lange Ferienwochenende und alles war voll mit lustigen Kanadiern in ihrem Element. Dazu gehört, dass man morgens, aber in jedem Fall abends ein prächtiges Feuer vor dem Zelt entfacht. Der Rauch hängt schwer wie eine Decke in den Wipfeln der Kiefern, fröhliches Lachen und Kindergeschrei zieht von Zelt zu Zelt bis um 21:00 alles still und dunkel ist. Fast – nur noch die Generatoren, die von Zeit zu Zeit anspringen – und die die Mengen von gigantischen Wohnmobilen noch ein bisschen unsympathischer machen – jedenfalls wenn man oben im Zeltteil des VW-Busses liegt. Aber der Park, den wir auf vielen Trails ein wenig kennenlernten, ist wunderschön. Im westlichen Teil überwiegend Ahornwald (er beginnt gerade sich zu verfärben) im Osten mehr Kiefer und Birke und überall schauen die Granitblöcke und -platten heraus. Man sieht den Gletscher praktisch noch draufliegen.

Dieses Wochenende besuchen wir Michel, einen alten Freund aus NIH-Zeiten und Familie in Montreal und Montag reisen wir in die USA ein und über New Hampshire nach Maine zu Laina.

3.  USA 1  4. - 18. September 2023


Am 4.September morgens sind wir in Hereford (Quebec) nach Canaan (Vermont), nah der Grenze von New Hampshire, in die USA eingereist. Nachdem wir den Grenzbeamten wegen zu schnellem Vorfahren fast aus der Fassung gebracht hätten, war die Einreise in der Wachstube freundlich und einfach (Biometrisches Foto und alle 10 Fingerabdrücke! - war bei mir natürlich nicht so einfach). Wir fuhren eine Weile am Connecticut River entlang. Dann von Lincoln über zwei Pässe nach Conway durch die White Mountains und bei Freyburg nach Maine. Die White Mountains sind im Sommer natürlich nicht weiß, sondern bis fast in die Gipfelregion bewaldet. Im Winter allerdings ist es hier sehr kalt und man kann überall Skifahren.

Wir liefen ein Stück einen Berg hinauf zu einem Wasserfall, der sich von einem Granitbecken in das nächste stürzte. Sehr malerisch!


In Maine (hier ließen wir einen Ort namens Denmark links liegen) wird das Land schnell flacher und wir kommen wenig später in South-Freeport bei Laina an, die uns mit leckerem Abendessen erwartet. Am nächsten Tag schaffen wir es tatsächlich ein Konto zu eröffen und eine Debit card sofort zu bekommen. Ein freundlicher AT&T Mann findet dann sogar noch den verlorenen roaming Knopf auf meinem Telefon wieder. Am Abend kommt Valerie (auch eine Freundin aus Washingtoner Zeiten) aus Washington gefahren.

 "Rat"  deer in Laina's garden                            A little harbour at the end of the street.

Am nächsten Tag fahren wir zusammen durch Belfast- ein nettes Fischerörtchen mit dem leckersten Kaffee aller Zeiten – dann am Acadia National Park vorbei nach Corea. Dort wohnt eine gemeinsame Freundin von Laina und Valerie. Jennifer und John wohnen seit ca. 10 Jahren mehr oder weniger hier und haben liebevoll zwei Fischerhäuschen renoviert, von denen dürfen wir eines bewohnen dürfen.

Die Küste besteht überwiegend aus Granit, mit gelegentlichen Basaltbändern und ist mit Birken, Fichten, Kiefern und anderen niederen Bäumen bewachsen. Hineingestreut sind die Fischerhäuschen, von denen etliche inzwischen als Ferienhäuser genutzt sind. Der Tidenhub ist hier recht groß, manchmal kann man zu den vorgelagerten Inseln hinüberlaufen. In den folgenden Tagen haben wir Ausflüge gemacht: Die Küste entlang, über die Schoodic-Halbinsel (auch Teil des Acadia National Parks) und auf Mont Desert Island (den Hauptteil des Acadia National Parks).

Groundhog

An einem Morgen, als sich der Frühnebel über dem Meer zunächst nicht recht heben wollte, fuhren wir mit dem Boot auf die Little Cranberry Island hinaus. Durch die letzten Nebelfetzen, vorbei an vielen kleinen Inseln und Bojen, die innen ein Glockenspiel haben, das vergnüglich läutet wenn man vorbeisegelt. Little Cranberry Island hat freundliche Bewohner, viele Künstler und unerbittliche Mosquitos. Auf dem Heimweg sahen wir einen Weißkopfseeadler vorbeifliegen.

Am letzten Morgen hat Jennifer uns den alten Friedhof von Corea gezeigt. An dessen Restaurierung und Auffindung hat sie maßgeblich mitgearbeitet. Dabei sind viele spannende Geschichten über die Geschichte des Ortes und Schicksale einzelner Menschen herausgekommen.

Der Ausflug in den nördlichen Küstenbereich von Maine war unglaublich schön auch eine tolle Art nach so vielen Jahren Zeit miteinander zu verbringen. Was für eine wunderbare Idee von Laina.

 

Als nächstes haben wir Karim und seine Familie (ehemaliger Doktorand aus Aarhus) in Boston besucht. Sie haben uns in Cambridge und Boston stolz und glücklich herumgeführt und mit nahöstlicher Gastfreundschaft bewirtet.

Und schließlich stand New York auf dem Programm. Wir haben die billigste noch zu habende Unterkunft für drei Tage gebucht - zum Glück konnte man das Auto im Hof des Hotels sicher unterbringen. Das Hotel lag in Nähe des La Guardia Flughafens, der aber ein Nachtflugverbot hat. Von dort aus waren es ca. 45-60 Minuten rappelige U-Bahnfahrt um nach Manhattan zu kommen.

Am ersten Tag (wir waren Mittags angekommen) besuchten wir das Guggenheim Museum. Ein Schicker runder Bau, aber leider war Austellungswechsel und die Kunstwerke, die die Spirale bewohnen wurden gerade weggepackt. Wir sahen etwas südkoreanische Kunst und natürlich den Raum mit Bildern der Thannhauser Kollektion. Es war sonnig und sehr warm und nach einem Spaziergang im Central Park haben wir eine kleine Fähre nach St George auf Staten Island bestiegen. Das war ein echter Glückstreffer. Die Hinfahrt bei untergehender Sonne, die Glasfronten der Wolkenkratzer leuchteten in der Sonne in allen möglichen Farben. Die Rückfahrt, nach Einbruch der Dunkelheit, dem Lichtermeer Manhattans entgegen. Wenn man bedenk, wie hier die Stromkabel normalerweise verlegt werden, ist es unglaublich, dass das überhaupt klappt mit so vielen Lichtern.

Central Park

Am zweiten Tag waren wir im MoMA (Museum of Modern Art) die Karten lagen für uns bereit, Lainas Nichte arbeitet dort und hat uns eingeladen. In einer unglauglichen Menschenmenge schoben wir uns an den tollsten Kunstwerken vorbei. Wir hatten uns zum Glück auf einen kleinen Teil der Gesamtausstellung beschränkt, das war sehr schön, aber eigentlich auch noch zu viel.

Am Abend waren wir bei Kristian (auch ein ehemaliger Doktorand) zum Essen eingeladen, obwohl er erst vor vier Wochen umgezogen war. Die Küche war noch nicht installiert und er hat uns auf einem Campingkocher bekocht. Er wohnt mit Frau und zwei Kindern mitten in Manhattan in einem circa 10 stöckigen Haus, was mit ein paar Genossen völlig verloren neben riesigen Wolkenkratzern steht. Vor dem Eingang eine grüne Markise aufs Trottoir hinaus und ein Türsteher, im Entre alte Möbel und ein Lift mit Eisengittertüren – wie im Film! Wir haben oben auf der Dachterrasse gegessen umgeben von den riesigen Bürogebäuden hinter deren Fassaden nach und nach die Lichter erloschen und sich dann die erleuchteten Wohnriesen zu spiegeln begannen. Unten aus den Straßen (die konnte man gar nicht sehen) stieg wie eine Wand dieser unbeschreibliche Lärm der Stadt hinauf: quietschende Reifen, Autos, Busse, Hupen, Sirenen. Dieser Abend war ein echtes Erlebnis!

Am nächsten Tag sind wir mit der Seilbahn nach Roosevelt Island hinübergefahren und dann den Hudson River mit dem Bötchen zur Wallstreet hinabgefahren. Von dort haben wir das 9/11 Memorial auf dem Grundriss der beiden Türme des alten World Trade Centers angesehen und waren sehr beeindruckt. Wasser rinnt von allen Seiten in das große quadratische Becken in dessen Mitte eine unendlich erscheinende, ebenfalls quadratische, Vertiefung ist in der das Wasser und alles Licht verschwindet. In den Rand dieser beiden Becken sind die Namen aller Opfer eingraviert.

Wir sind dann die High Line entlanggelaufen, eine Eisenbahntrasse, die sich die Natur zurückerobert hat und auf der man jetzt inmitten von Bäumen und Gräsern die Stadt und Straßenschluchten von etwas erhöhtem Standpunkt aus bewundern kann.

Abends waren wir noch am nördlichsten Ende des Central Parks, ich wollte die Granithügel anschauen. Es wurde bereits dunkel und wir fanden uns plötzlich als Eindringlinge in den Schlafzimmern etwas dubioser Gestalten wieder. Schnell gingen wir wieder auf die großen Wege zurück und zum nördlichen See. Der liegt am Rand von Haarlem, und dort sieht es ganz anders aus. Da war herrliche Stimmung. Bei Mittelamerikanischer Tanzmusik tanzten und lachten überwiegend ältere Leute, ließen ihren Rollator lieblos am Wegrand stehen und schwangen ihre Beine mit Hilfe eines Partners. Menschen im Rollstuhl, Menschen mit kleinen Kindern im Buggy oder Bollerwagen – alles war da und fröhlich.


Am späten Abend waren wir chinesisch Essen, (unser Hotel lag in Flushing, dem neuen Chinatown) und kamen uns unter all den Chinesen ganz schön blöd vor. Aber versuch‘ mal selber halbe Erdnüsse in Soße mit Stäbchen aufzustäbeln. Da flitscht schon mal die eine oder andere Nuss über den Tisch.

Diese Stadt hat so viele Gesichter, aber laut ist es, unglaublich laut.

Am letzten Tag waren wir vormittags noch einmal in der Stadt. Wir wollten uns die Brücken ansehen: Manhattan Bridge: Eine Eisenbrücke mit Schienen auf denen ununterbrochen zwei Metrozüge hin und her fahren, zweispurige Autostraßen in jeder Richtung und in zwei Etagen. Dazu noch Fahrräder, Motorräder, Fußgänger, Polizeiautos, Feuerwehren und Krankenwagen. Ein unbeschreibliches Getöse. EM sagt: 115 Dezibel wenn man weit darunter steht. Die Brooklyn Bridge ist besser (keine Gleise, keine Züge) aber laut ist es trotzdem – schon weil immer mindestens sechs Hubschrauber gleichzeitig über der Stadt schrauben. Wir fanden drei Tage auf einmal war genug.

Am selben Tag haben wir die Stadt nach Norden (Upstate New York) verlassen, haben die letzten Hippies in Woodstock gesehen und uns schließlich einen stillen Schlafplatz in den Catskill Mountains gefunden.

Und wieder haben wir uns in London bei Imke und Dan erholt. Es ist wie Heimkommen, so schön und – jedenfalls für uns – entspannt und gleichzeitig spannend. Einen langen schönen Spaziergang an der Themse haben wir bei tollem Wetter gemacht. Frisch gewaschen  und frisch beladen (wir hatten auch etwas Gepäck hier untergestellt, um genug Platz für Laina und Valerie zu haben) begann dann die Fahrt nach Westen.

4.  USA 2  18. - 29. September 2023


Von Imke und Dan sind wir am Montag den 18.09. nur schnell die 3 ½ Stunden über die Grenze nach USA zu Erica und Pat nach Ann Arbor gefahren. Ann Arbor ist eine gemütliche, kleine Universitätsstadt und wir können gut verstehen, dass man hier gerne lebt. Der Abend mit Erica, Pat und den Kindern Lauren und Paige war supernett (und lecker …). Es war schön die Familie zusammen zu erleben. Ich hatte dauernd das Gefühl Sonja und Erica vor mir zu haben - vor 35Jahren. Wir durften im Haus von Sonja und Dave, die das Haus gegenüber gemietet haben, schlafen. Sie sind schon eingezogen (nur noch nicht in Person) und werden wohl mit dem Baby Evie ab Oktober hier wohnen. Da wir unsere Reiseroute etwas umgestellt haben und der Weg nach Fort Collins weiter ist als gedacht, sind wir am nächsten Morgen früh aufgebrochen. Das war besonders schmerzlich, weil am späten Vormittag Angela und Sandy zu Besuch nach Ann Arbor kamen. Zum Glück sehen wir sie ja im November, darauf freuen wir uns.

Erica mit Paige und Pat mit Lauren

Erica und Pat's Haus in Ann Arbor

Der Weg nach Westen führte uns zunächst zu einem „Scenic Byway“ durch das Mennonitengebiet südlich von Ann Arbor. Die Suche nach einer guten Bäckerei führte uns ganz schön durch die Gegend. Wir sahen viele Kutschen mit dünnen, rasant trabenden Pferdchen, Vierspänner mit einem Heuwender oder so, Frauen auf Fahrrädern mit Anhängern - sehr populär! Auch scheint Dienstag der Waschtag zu sein. Überall hängt die Wäsche auf langen Leinen. Lange Kleider, Hosen, Schürzen, Hemden alles einfarbig, aber bunt. Die Häuser, vor denen die Kutschen mit vorgespanntem Pferd oder ohne stehen, sind einfach, gepflegt und von herrlichen Blumen- und Gemüsegärten gesäumt. Koppeln mit Pferden und Kühen und viele Schulen sahen wir meist nur mit einem oder höchstens 2 Klassenzimmern. Davor stehen in langen Reihen Fahrräder (von den Schülern?) und Kutschen mit Pferd (von den Lehrern?). In den Pausen buntes Treiben, die Mädchen mit Häubchen und langen Kleidern die Jungs mit Hemd, Hose und Strohhut. Beim Sportunterricht spielen alle zusammen Baseball. Das ist ein bisschen wie im Zoo: Wir fahren oder gehen und gaffen und sie winken fröhlich wie aus einer anderen Zeit und Welt. Aber das Geschäft mit den Amish-produkten läuft gut und insgesamt ist dieser ‚scenic byway‘ ein immenser Rummel, vor allem vielleicht weil es Pumpkin Saison ist und Halloween vor der Tür steht.

Der nächste Tag war überwiegend ein Fahrtag. Aber mit den guten Vorsätzen genügend Pausen zu machen, fuhren wir vor Davenport von der Interstate I-80 ab, um den Mississippi das erste Mal zu begrüßen. Zu diesem Zweck hatte ich eine Insel ‚Rocky Island‘ mitten im Fluss als Picknickplatz auserkoren. Als wir über die Brücke auf die Insel gefahren waren stellte sich allerdings heraus, dass es sich hier um eine Militärbase handelte…. Umdrehen und zurück ging nicht mehr, die Militärpolizei hatte uns schon entdeckt und so half es nichts, ein echter Officer musste ran und einen ordentlichen Security Check machen. Wegen Spionageverdacht – aber sehr freundlich. Eine gute halbe Stunde später waren wir dann am Mississippi. Der floss dreckig und träge daher und es war schwül und stickig.

Das Fahren auf der Autobahn ist schrecklich langweilig – man sieht nicht genug. Also fahren wir auf kleinen Straßen (#6) so ungefähr parallel nach Westen, da ist es viel besser. Wir sehen die riesigen, GPS gesteuerten Bewässerungsanlagen auf den Feldern, die großen Silos mit Röhren und Stangen - wie Weihnachtsbäume - für die Maisernte und gigantische Rinderfarmen. Auf den Schienen, die uns ein Stück begleiten fahren Züge voll beladen mit Kohle: 56 Wagons von 5 Lokomotiven vorne und noch ein paar in der Mitte gezogen. Da ist man froh, wenn man nicht auf die andere Seite muss. Sowas wie Schranken gibt es selten, viele Übergänge haben nicht mal Lichter, dafür tuten die Züge ganz fürchterlich bei jedem Übergang. Wir sprechen mit Leuten, z.B. der Kassiererin eines kleinen Eislädchens, was ‚special scoop‘ heißt und nur Behinderte einstellt (die natürlich begeistert Eis verkaufen!), und uns darüber und außerdem alles über die Landwirtschaft-Produkte entlang der Strecke erzählt: Corn (Mais), Millet (Hirse), Sorghum. Das war in Hastings.

Zwischen Hastings und Minden fingen plötzlich unsere beiden Mobiltelefone an zu kreischen: Alert: National Weather Service: TORNADO warning in this area until 16:45 pm CDT. Take Shelter Now in a basemend or an interior room on the lowest floor of a sturdy building. If you are outdoors, in a mobile home or a vehicle, move to the closest substancial shelter and protect yourself from flying debris. Check Media! Der Ton alleine hat einem das Blut stocken lassen, die pechschwarzen Wolken (die hatten wir natürlich gesehen) bekamen umgehend ein anderes Gewicht. Nach ein wenig Überlegung was jetzt zu tun sei – und der Feststellung, dass wir keinerlei Ahnung hatten - sind wir zum nächsten Haus abgebogen, um uns Rat zu holen. Eine Frau, die gerade herausstürzte, um ihre Sachen zu retten, war freundlich aber zuckte die Schultern, was man da machen könnte und sagte, sie würde zum nächsten Ort fahren (Minden, zirka 10 Kilometer) und sich an der Tankstelle unterstellen. Wegen des Hagels. Das haben wir so gerade geschafft. Es hagelte schon tüchtig und nur die Schnauze (Windschutzscheibe) hatte noch Platz unter dem Dach der Tankstelle. Als das schlimmste Unwetter vorbei war, fuhren wir weiter auf der #6: Minden, Holdrege, Arapahoe, Cambridge. Wir hatten gehofft an den nächsten dunklen Wolken südlich entlang zu schrappen, als der nächste Tornado Alert kam. Den saßen wir neben einem Lädchen aus bis die angegebenen 18:00 Uhr vorbei waren und fuhren dann langsam weiter. Und dann kam ein Sturzregen-Hagel-Regen wie wir ihn noch nie erlebt hatten. Im Nu stürzten Bäche, dann Flüsse von den Feldern hinab auf die Straße und zwischen die Häuser. Angesichts dieser Verwüstung beschlossen wir schleunigst den nächsten, höher gelegenen Campingplatz aufzusuchen und fuhren auf kleinen Straßen dorthin (um im Notfall anhalten zu können). Aus kleinen Straßen wurden bald Schotterstrassen die sich vor unseren Augen in eine Schlammsuppe verwandelten. Das Fahren war fast unmöglich und eher ein Schlingern. Ernst Martin war kurz davor Schneeketten rauszuholen – hätte es nicht so geregnet . Dann war das Unwetter rapp zapp vorbei und beim goldenen Abendlicht erreichten wir den Willow View State Park. Die ganze Nacht über war im Norden und Osten noch enormes Wetterleuchten zu sehen. Gewitter in der Prärie sind unheimlich, aber ein Erlebnis.

Am nächsten Tag ging es schnurgerade durch die Prärie: Pawnee National Grasland. Trockenes, gelbes Gras, soweit das Auge reicht. Immer wieder sieht man ‚Pferdeköpfe‘ (Öl Förderung) oder die kleinen Windrädchen, die Wasser hochpumpen, und um die herum sich oft durstigen Kühe scharen. Auf der langen Fahrt durch Nebraska steigt die Ebene fast unmerklich um ca. 1000 Meter an. Und irgendwann tauchten dann die Rocky Mountains in der Ferne auf.

Am Nachmittag kamen wir in Fort Collins bei Maria, Jeremy, Frida und Esra an. Der Besuch kam für die Armen zu einem unpassenden Zeitpunkt. Jerimy war krank und die vergangene Woche war deshalb stressig gewesen. Trotzdem verbrachten wir ein ganz besonders schönes Wochenende hier. Mit Fahrradtour mit der ganzen Familie am Fluß und See entlang in die Umgebung dieser wirklich schönen Stadt, einer Tour mit der ‚Trolley‘ an deren Endhaltestelle auch noch eine sehr gute Eisdiele war  und einem Ausflug mit Wanderung an einen Stausee (Horesetooth reservoir) der etwas oberhalb der Stadt gerade hinter der ersten Bergkette liegt. Hier gingen wir durch Gräser, duftende Kräuter, Blumen, Agaven und Opuntien. Nur am Seeufer waren Bäume, es ist schon sehr trocken hier. Die Kinder laufen tüchtig mit, Frida den ganzen Weg und Esra mit seine Kurzen Beinchen den ganzen Rückweg hinauf zum Auto.

 

Am Samstag Abend (der Abend vor Yom Kippur) fuhren wir alle zusammen mit Fahrrädern zur Synagoge und durften an dem Gottesdienst teilnehmen, die Vorbereitung für das Fasten – Beten und Meditieren am nächsten Tag. Das war ein Gottesdienst mit viel Gesang und lesen – in Anwesenheit der zwei Tora-Rollen. Wir fanden das sehr spannend.

Am Montag (25.9.) sind wir dann in die Badlands aufgebrochen, strikt nach Norden. Zunächst begleitete uns im Westen die Bergkette, die nach Norden flacher wird, im Norden und Osten ist flaches Grasland, durch das wir den ganzen Tag fahren. Wir schlafen an einem kleine See unter Bäumen, die voller Truthähnen sind, die in den Zweigen schlafen (morgens stürzen sie gackernd herab und marschieren durch die Wiese davon). Eine riesige Eule ruft so nah, man denkt sie sitz auf dem Autodach. Spannend diese Nächte!

Morgenstimmung in der Prärie an einem Wasserloch

Truthahngeier

Longhorn

Dann wieder ein Tag durch das ewige Grasland, manchmal leicht wellig, manchmal flach, soweit das Auge reicht. Nebraska, South Dakota – manchmal gibt es dank Bewässerung etwas Landwirtschaft und dann wieder nur Grass. Schließlich tauchen am Horizont die erste Drachenrücken der Badlands auf. Stellt Euch vor: Ein Tafelberg mit ordentlichen Schichten, einige etwas härter als andere ist an allen Seiten aberodiert. Übrig bleibt eine unwirklich erscheinende Landschaft in den verschiedensten Farbtönen: Gelb-braun-grau-gold-rot-grün und fast blau oder schwarz. Wir hatten uns viele Jahre darauf gefreut und es war unglaublich schön. Bei strahlender Sonne – es war viel zu heiß – haben wir diese Landchaft (das Gebiet ist, wie alles hier, riesig) durchstreift. Auf der Hochfläche, die Grasland ist, weiden Bisons – herdenweise - und Pronghorns – auch herdenweise.

Auf dem Zeltplatz (kein Wasser, nur pit toilets = Plumpsklos, aber sehr sauber) sind nicht viele Leute, aber Tiere. Die Wiese, für die Zelte gedacht ist völlig im Besitz der Erdmännchen (prarie dogs). Die halten zwar immer noch Wachen an ihren Löchern und kreischen, wenn sie was grausiges sehen, aber tauchen längst nicht mehr ab -wir sind offenbar nicht grausig. Eine Kanninchenfamilie hält noch die Stellung in einer kleinen Ecke. Die überdachten Picknick-Bänken werden abends und morgens von Bisons für sorgfältige Fellpflege benutzt. Bauch, Po, Rücken, Flanken, Hals und Kopf, alles wird geschrubbelt – mein Gott, müssen die Flöhe und Ungeziefer habe. Nachts gibt es außer herrlichen Sternen einige Vogelschwärme die piepsend herumfliegen, Eulen in der Ferne und lautes Kojotengeheule ganz nah.

 

Wir trennen uns nur schwer von den Badlands, aber das Wetter soll schlecht werden und der Yellowstone wartet. Wir fahren durch die Black Hills, nicht nur der Name erinnert an den Schwarzwald, zu einem einzeln stehenden Basaltschlot (350 Meter hoch). Wir umwandern den Devil’s Tower und verbringen die Nacht an seinem Fuß. Ein zweistündiges Gewitter, das den Devil’s Tower umkreist statt weiterzuziehen hält uns noch eine Weile wach.

Gestern haben Ernst-Martin und der Bus die ersten 10.000 km auf diesem Kontinent gefahren. Zur Feier wollten wir den Bus waschen (dringend nötig seit den staubigen Badlands) – das war jetzt nicht mehr nötig. Statt dessen haben wir am Morgen einen kleinen unsichtbaren Pömpsel (Zeltplatz Begrenzung) umgefahren. Nun sah der Bus nicht mehr froh sondern traurig, ihm hing das rechte (Nebel-) Auge raus. Aber dank eines mitleidigen Mitzelters und Automechanikers aus Michigan der herzhaft alles Mögliche zurecht gebogen hat geht es wieder, bis auf weiteres ohne Nebelscheinwerfer. So war es keine Katastrophe mehr, sondern nur noch Mist, und eine weitere Begegnung mit netten und hilfsbereiten Amerikanern.

A:Sehr zufrieden im NIX - und träumt von den Badlands :-)

5. USA 3     30. September – 9. Oktober 2023

 

Ziemlich zügig fuhren wir vom Devils Tower durch den Bighorn National Forest (Schwarzwald ähnlich) dem Yellowstone entgegen. Kurz vor Cody fanden wir unter dem tollsten Sternenhimmel einen schönen Schlafplatz. Da wir für den nächsten Tag keinen Campingplatz im Yellowstone mehr hatte buchen können, fanden wir uns einen in Cody und machten an diesem Tag eine Tagestour in den Park. Cody liegt 60 Meilen von der östlichen Parkgrenze entfernt. Da der ganze Park ja eine Caldera ist, muss man, um in den Park zu kommen, über den Rand fahren. Das ist ein Pass von 2600 Meter, denn die Berge, die den Rand der Caldera bilden sind etwa 3000-3300 Meter hoch. Bei strahlender Sonne fuhren wir durchs Shoshonen Gebiet, um den Yellowstone Lake, dann nach Norden an den Wasserfällen im Yellowstone Canyon, an den mud vulcanos und heißen Quellen vorbei und schließlich wieder über den nördlichen Rand der Caldera zurück nach Cody.

Shoshonengebiet vor der Parkgrenze                                         Lake Yellowstone und im Hintergrund der Grand Teton

Heisse Quellen und Schlammvulkane

Yellowstone Canyon und Wasserfall unten die Basaltsäulen am Rand des Canyons

Die nächsten zwei Tage haben wir im Park verbracht: Haben riesige Gebiete mit sprudelnden heißen Quellen, blubbernden mud vulcanos, fauchenden und stinkenden Fumarolen und heißen Quellen in den tollsten Farben gesehen. Überall steigt Dampf aus den Wäldern, Wiesen oder Berghängen und dampfende Flüsse fließen durch riesige Wiesen mit grasgrünem, rotem oder weiß-gelben Gras. Auf anderen, kälteren Wiesen sieht man oft riesige Bisonherden, teilweise mit Jungen, und auch Elche und Damhirsche, oder Pronghorns und Wellhornschafe. Einmal sahen wir zwei Bisons in einem Gebiet mit heißen Quellen. Sie liefen auf den Holzstegen entlang, bis die Menge der zurückweichenden Menschen sie störte und einer hinab zu der Quelle stieg. Es dauerte nur einen Augenblick, dann kriegte er heisse Füße und jagte davon. An einem toten Hirsch sahen wir am ersten Tag einen Fuchs und einen Bald Eagle (Weißkopfseeadler) neben vielen Raben und am nächsten Tag einen Golden Eagle.

Und dann natürlich die Tour der Geysiere. Nachdem ich ordentlich die erwarteten Eruptionszeiten in die Karte geschrieben hatte, sind wir losgerast, um möglichst viele zu erwischen. Aus Versehen und dank einiger Abkürzungen ;-) habe ich es geschafft alle zu verpassen – außer dem Old Faithfull – den kann man nicht verpassen. Nun ja.

Das Wetter der zwei letzten Tage war zunehmend grausig: Regengüsse und es war echt kalt geworden. Am letzten Morgen im Yellowstone (wir hatten einen Zeltplatz am Südende des Parks am Lewis Lake) wachten wir im Schneetreiben auf. Etwas übertrieben, eher Schneematschtreiben. Es hatte 1˚C, das Auto war verschneit und mit Skiunterwäsche, Pullover, allen Decken und Jacken oben auf dem Bettzeug und (zum Einschlafen) Wärmflasche ging es OK.

Das nächste Ziel war der Grand Teton National Park, direkt südlich vom Yellowstone. Da aber die Berge nicht mal zu sehen waren in all den Wolken, haben wir den Park (wie vor 32 Jahren) nur durchfahren. Uns war kalt, schön ist es auch anderswo und die Alpen haben wir sowieso.

So sind wir am Grand Teton vorbei den Schlangenfluss entlang und schließlich bei immer schöner werdendem Wetter zum Craters of the Moon National Monument gekommen. Ein riesiger – zum Teil nur 2000 Jahre alter – Lavafluss mit Vulkankegeln und Schuttvulkanen. An vielen Stellen noch ganz ohne Vegetation, an anderen mit Sagebüschen (die haben eine tolle grau-blaue-grüne Farbe) und einzelnen Blümchen und Pinien . In der Nacht hatten wir Besuch im Auto (in der Speisekammer). Jedenfalls war am nächsten Tag, als wir unterwegs Frühsrück machen wollten, vieles angeknabbert: Brot, Reis, Nudeln und Kekse . Da mussten wir erstmal groß Reinemachen.

Der unsichtbare Grand Teton aber ein Elch!

Inventarcheck oder auf der Suche nach Maus/Chipmunk.  Die hier tun nur so als frässen sie nur Gräser ...

Es lockt der Pazifik und die Fahrt geht jetzt langsam an die Westküste. Aber vorher muss noch ein Schlafsack her, denn so richtig warme Nächte wird es nicht mehr geben und wir sind das Frieren leid. Das erledigen wir in Boise der Hauptstadt von Idaho, im flachen Tal des Schlagenflusses. Weil es hier etwas öde ist, fahren wir hinauf in die Berge nach Idaho City. Das war eine echte Goldrausch Stadt. Als hier in den Bergen das erste Gold so um 1840 gefunden wurde, strömten die Menschen in Massen hierhin. Bald stellte sich heraus, dass das Gold weder besonders rein noch üppig war. Von der Pracht der Stadt ist nicht mehr viel zu sehen, vor 50 Jahren liebevoll renovieret ist sie schon wieder recht vergammelt.

Am nächsten Tag fahren wir eine abenteuerliche Schotterstraße – eine Abkürzung , ins Tal des Schlangenflusses hinab. Zunächst durch lichten Wald mit erstaunlich hohen, alten Bäumen dazwischen, ganz besonders schön, dann kommen wir nach Placerville, einer kleinen Goldgräberstadt, die in ihren besten Zeiten 6500 Einwohner hatte. Die haben alle in den Mienen gearbeitet oder in eigenen Mienen geschürft. Heute gibt es noch 36 Einwohner. Das ist die kleinste Gemeinde (mit Bürgermeister und so) in den USA. Die meisten von ihnen schürfen immer noch, aber sprechen tun sie nicht gerne darüber. All das erfahren wir von der Frau im winzigen ‚general store‘, bei der man auch (umsonst) eine Tasse Kaffee bekommt und heute selbstgemachte Windbeutel. Immerhin reicht das Schürfen wohl für ein kräftiges Auto, einen Quadt und ein OK Haus. Hinter der Grenze in Ontario/Oregon sahen wir am nächsten Tag einen Laden, der die Goldklumpen ankauft. Von Placerville geht es weiter durch einen Canyon hinab in die Ebene.

Hier am Schlangenfluss ist es richtig fruchtbar. Fruitland heißt es auch. Auf einem mit Kürbissen geschmückten Farmersmarkt kaufen wir nach Herzenslust das leckerste Obst und Gemüse. Dann wieder eine oft schnurgrade Strecke durch das endlose, trockene Grasland. Hin und wieder geht es durch eine Bergkette, einmal fahren wir lange Zeit an einem wunderbar klaren, fließenden Fluss entlang. Die Feuchtigkeit reicht allerdings nicht weiter als 10-20 Meter auf beiden Seiten, nur da stehen Bäume und es ist etwas grün. Hin und wieder ragen Vulkankegel heraus, schwarzer Schotter. In Burns, am Fair Ground finden wir einen Schlafplatz mit herrlicher Dusche. Schon von Dennis auf dem Rasentrecker waren wir morgen zum Harvest Festival eingeladen. Dort treffen wir eine junge Frau aus Kalifornien, die dort ihren Mann traf, der hier in der 5.Generation Rinder züchtet. Jetzt lebt sie 30 Meilen ab von der Straße im endlosen Grasland mit ihren vier Kindern und ist glücklich. Darüber konnten wir viele Meilen nachdenken auf der Weiterfahrt.

Nach vielen Stunden Grasland bzw. Wüste wird es langsam etwas waldig. Noch stehen die Bäume weit entfernt voneinander. In der späten Nachmittagssonne erklimmen wir (oder besser das brave Auto) den Rand des Crater Lake. Ein großer, kreisrunder See, der einen ehemaligen Vulkankrater füllt und in dessen Mitte (fast) ein anderer Vulkan ausgebrochen ist. Sozusagen Vulkan im Vulkan – es gibt noch ein paar andere, aber die sind unter Wasser. Die Kante ist außen und innen fast unheimlich steil. Wir schlafen jedenfalls  irgendwo im Wald im Flachen.

Am Morgen machen wir eine tolle Wanderung an einem Fluss entlang (Rogue River), der den Lavastrom als Flussbett benutzt und hin und wieder unterirdisch in den Lavatunnels verschwindet. Der Spaziergang am Fluss entlang in der noch flachen aber schon kräftigen Morgensonne ist wunderschön. Im Unterholz sind viele Dogwoods, die eine zarte rosarote Färbung haben und ein paar knallrote oder gelbe Arhornbäume. Plötzlich stehen wir vor einer Holzwand, der erste Redwood Tree, riesig, dick und hoch. Ernst-Martin sieht ganz klein daneben aus. Bald entdecken wir mehr und mehr von diesen Riesen hier im Wald.

Wir hatten keine Ahnung, dass es das gibt!

Nach dem Spaziergang kehren wir zum Sonntagsfrühstück in Betty’s Cafe ein. Wir bekommen ersteinmal eine große Blechtasse voll dampfendem Kaffee (mit beliebigen refills natürlich) und dazu ein „zünftiges“ Frühstück. Einmal wollten wir das probieren: EM: Biscuit with gravy and scrambled egg, ich: Pancake with bacon and marple syrup!? Strange!

Wir bleiben dem Rogue River treu bis nach Gands Pass. Nun trennt uns nur noch eine Bergkette vom Pazifik! Die zu durchqueren (wir dachten wir sehen das Meer heute noch…) erwies sich als mühsam. Hier hatte der Wald gebrannt und es wurde aufgeräumt. Das heißt, ein Männlein mit Stoppschild stand auf der Straße und hielt erstmal für 40 min den Verkehr auf. Dann fuhr ein Pilotcar voraus und für 20km an nichts, was uns hätte behindern können vorbei. Wir erreichten den Pazifik nicht ganz, aber Morgen!

6. USA       Halloween dekorationer: Kun for børn !! :-) De som

                 tør eller gider - de ser lidt farlig ud.


Jeg har samlet lidt på Hallowen dekorationer til jer her i de sidste uger. Amerikanerne er helt vildt med det.

Og nu nogle billeder frå Claire's vej og frå San Diego, hvor Mexikanerne fejrer det samme fest!

7. USA 4     10. – 19. Oktober 2023

Wir wachen am Smith River zirka 30 Minuten vom Pazifik entfernt auf, der Regen prasselt aufs Autodach und als wir im Hafen von Brookings/Oregon am Kai stehen ist das Meer wegen Nebel, schäumenden Wellen und prasselndem Regen unsichtbar. Langsam wird das Wetter besser. Nachdem wir unser Autoschlüsselproblem mit heavy duty silikon, Ernst-Martins Frisur mithilfe eines mexikanischen Friseurs und den leeren Eisschrank bei Meyers gefüllt hatten, sind wir auf einem Weg an der Küste entlanggelaufen. Und da, im Sonnenschein, in weiter Ferne prusteten Wale vergnüglich (wahrscheinlich stinkende) Fontänen in die Luft. Sie wandern in dieser Jahreszeit aus der Arktis nach Baja California und der Weg führt sie hier an der Küste vorbei. So schön, mit was für sonderbaren Wesen wird diese Welt teilen.

So winzig ist der Bus unter Redwood Bäumen

Dazu gehören ganz sicherlich auch die Redwoods. Im Redwood Nationalpark wandern wir stundenlang zwischen diesen Riesen herum. Hier im Regenwald hängen lange Stränge von Flechten an den Zweigen und überall hört man Wasser plätschern. Die Redwoods können aus den Wurzeln Triebe machen und deshalb stehen oft dicht um einen dicken alten oder gar toten Baum viele jüngere herum - Klone also - in Familiengruppen oder so.

Wir verlassen den Redwood NP und fahren an der Küste entlang nach Süden. In Eureka machen wir Mittagsschlaf zusammen mit 160 Seehunden und -löwen. Dann kommt ein völlig einsames Gebirge - the lost coast genannt - und da der Plan war die Küste entlangzufahren begeben wir uns dort hinein. Ein winziges Sträßchen bergauf bergab immer zirka 600 Meter hoch und wieder herunter. Steilküste, man muss immer wieder um Nasen herum oder eben herüberfahren. Völlige Einsamkeit und eine abenteuerlich in die schottrigen Berghänge gelegte Straße. Irgendwann wird es dunkel und auf einem Schotterweg fahren wir an einem Leuchtturm (steht auf dem Schild, aber sehen tun wir ihn auch am Morgen nicht) oder Fischerplatz. Wir sehen nichts, aber das Meer donnert so nah, dass man nur hoffen kann es ist gerade Flut. Am Morgen scheint die Sonne und das Meer ist friedlich. Hier ist der westlichste Punkt von Kalifornien und unserer Reise. Wir kommen durch einen kleinen Ort: Petrolia. Eine junge Frau im general store/post office erzählt, dass es hier noch einen zweiten Ort: Honeydew gibt. Sie gibt uns auch Tipps wie man am besten aus diesen Bergen wieder herauskommt, denn an der Küste geht es nicht recht weiter. Es sind erstaunlich viele auch jüngere Leute hier. Sogar eine kleine Schule gibt es und wir fragen uns, von was die Menschen hier leben. Schließlich sehen wir von einem Bergpass aus riesige, weiße Gewächshäuser in Reih und Glied stehen. Richtig viele! Cannabis wird hier angebaut.

The lost Coast

Von unserem Übernachtungsplatz aus                                                         Cannabis Plantation

Weiter im Süden fahren wir nochmal ein ganzes Stück auf der #1 an der Küste entlang. Westport, Fort Bragg, Mendocino, Point Arena, Gualala bis Bodega Bay. Alles Steilküste mit vorgelagerten Felsen im Meer an denen sich die Brandung bricht. Pelikane fliegen in großen Gruppen (fast wie Gänse) dicht über dem Meer und lassen sich plump ins Wasser fallen. Kormorane sind da schon eleganter. Aber die Straße ist grauslich: Exponiert, oft in schlechtem Zustand, in schwindelnder Höhe und ohne Leitplanken oder Mäuerchen zum Meer - igitt! Und dann die vielen Baustellen, an denen man ewig wartet etwa 30 bis 45 Minuten. Das letzte Stück nach San Francisco sausen wir dann über die Autobahn, fahren über die Golden Gate Bridge und die Bay Bridge hinüber nach Alamena.

Hier wohnen Søren und Susan mit ihren beiden Töchtern und obwohl es auch hier nicht besonders gut passt, dürfen wir hier schlafen und waschen, und wir verbringen auch noch einen richtig netten und spannenden Abend zusammen. Am nächsten Tag verabschieden wir uns und fahren nach San Franzisco, um uns die Stadt anzuschauen. Wir laufen bergauf – schauen uns die Stadt von oben an – und bergab und fahren natürlich auch mit der cable car (die heisst Muni!). Verrückt, wie die die Straßen im Karomuster unerbittlich über die steilsten Berge gelegt haben. Am Abend sind wir aus der Stadt hinaus nach Moss Landing gefahren in der Bucht von Montrey. Genau hier beginnt ein Unterwasser Canyon, der 1,6km tief und 150-400 km lang ist. Dieses unheimlich tiefe und kalte Wasser ist reich an Krill und Fischen und damit auch ein idealer Futterplatz für Seelöwen, Delphine und Wale. Diesen Ort hatten wir uns herausgesucht, um den Gutschein, den Ernst-Martin (und ich ) von den Kindern zum Geburtstag bekommen hat, einzulösen.

Ein Spielplatz in Cinatown.                                                Lest das Schild!

Also bestiegen wir am Sonntagmorgen (15.10.) die Godess Fantasy zum Whale Watching. Im Hafen sonnten sich die Seelöwen auf den Piers, Kormorane trockneten ihr Gefieder und eine Seeotter ließ sich auf dem Rücken schwimmend die Sonne auf den Bauch scheinen und wackelte mit den Füßen. Weiter draußen: Springende Delphine und Horden von Seelöwen, die gemeinsam auf die Jagd gehen. Ihnen folgen oft die Humpbackwale, und das taten sie auch. Aber ehe wir die noch richtig angesehen hatten, jagte unser Schiff in wilder Fahrt aufs Meer hinaus. Der Kapitän, der mit den Kapitänen der anderen Boote in Kontakt stand, hatte gehört, dass sich weiter draußen eine Gruppe von Orcas tummelt. Von allen Seiten jagten die Whale watching Boote heran und tatsächlich war bald vor und neben uns eine Gruppe von 5 Orcas. Einer von ihnen war ein weißer Orca (Frosty), selbst der Kapitän hatte ihn erst einmal, vor drei Jahren gesehen. Die tauchen auf, prusten ordentlich rum, plantschen viel und nach ein paar Minuten tauchen sie wieder ab. Dann muss man schauen – irgendwann tauchen sie irgendwo wieder auf - und alle Boote hinterher. Das haben wir ca. eine Stunde lang gemacht. Dann fuhr unser Boot langsam zurück zu den Humpbacks und den Seelöwenhorden - ganz nah! Von diesem Ausflug sind die Filme natürlich deutlich lustiger anzuschauen. Das war ein ganz tolles Erlebnis! – VIELEN DANK!!!

Das sind die Orcas.



Unten sieht man vorne den weissen Orca.



Und die Boote voller glücklicher Menschen.

Aber dieser Tag ging gerade so schön weiter: Wir fuhren an reifen Erdbeerfeldern, Strand und Dünen entlang und schauten uns noch in Monterey um. Dann fuhren wir zum Pinnacles National Park. Der schließt eigentlich um 20 Uhr, aber auf dem Parkplatz des Visitor Centers haben zwei Hobbyastronomen ihre Geräte aufgebaut und raten uns, uns mit Fernglas und Klappstuhl dazuzusetzen. Sie haben mit den Rangern eine stille Vereinbarung, dass sie über Nacht hierbleiben dürfen. Das machen wir gerne. Mit unserem Antiwackelfernglas konnten wir die Jupiter Monde wunderbar sehen. Im Tausch mit ein paar Plätzchen zeigten uns die Profis durch ihre Teleskope den Saturn mit breitem Ring, den Andromeda Nebel M1 und die nahe dabei liegenden Galaxien M2 und „XY“ und einen 20.000 Lichtjahre entfernten Sternenhaufen. Hier oben in dieser sternenklaren, mondlosen Nacht ohne irgendwelche Streu- oder andere Lichter war der Himmel so voller Sterne, Sternschnuppen (und Satelliten), dass es fast schwer war die Sternbilder, die man so kennt wiederzuerkennen.

Am Morgen machten wir eine schöne Wanderung, die hatten wir am Abend schon begonnen, durch die roten, von der Morgensonne beschienenen Felsen. Den zweiten Teil, der durch eine Höhle zum Ausgangspunkt zurückgehen sollte, brachen wir mangels headlights ab. Dafür sahen wir aber einen Condor!!! Nachdem die freien Condore in Nordamerika fast ausgestorben waren, wurden sie in Gefangenschaft vermehrt und vor einigen Jahren begann die Auswilderung unter Anderem im Pinnacles NP.

Die Fahrt zum Sequoia NP geht zunächst durch ein breites Tal in dem kilometerweise Avocado-, Pistazien- und Citrusbäume angebaut werden. Alles mit Bewässerung. Der Südeingang des Parks war wegen Waldbrand geschlossen, deshalb verbrachen wir die Nacht auf einem Zeltplatz, der noch deutliche Spuren von der letzten Überschwemmung zeigte. Das Land ist wirklich in allen Richtungen gebeutelt.

Avocado                                                            Pistazien (für David)

Baumwollplantage                                                             Treibholz von der Überflutung

Am nächsten Morgen war der Park zum Glück wieder offen und wir fuhren 1800 Meter in vielen, vielen Spitzkehren durch den Wald oder über den blanken Fels nach oben. Große Teile des Waldes haben vor kurzem oder vor längerem gebrannt. Aber die Sequoia trotzen den Bränden ziemlich gut. Im Gegenteil. Die Zapfen, die bis zu 20 Jahren im Baum hängen können, öffnen sich in der Hitze. Dann fallen tausende Samen herab auf den Waldboden, wo sie in der Asche gute Bedingungen zum Wachsen finden. Deshalb werden jetzt in dieser Jahreszeit immer wieder Teile des Parks abgebrannt, das erleben wir an mehreren Stellen.

Und endlich haben wir einen Bären getroffen!

Sequoia NP und unten brennts im Tal

Auf dem Big Trees Trail wandern wir um eine von riesigen Sequoias umstelle Feuchtwiese. Wenn diese hohen Bäume nahe beieinanderstehen, hat man ein Gefühl wie in einer gotischen Kathedrale und es erfüllt einen mit Ehrfurcht.

Auch wenn sie mal umgefallen sind sind es riesige Bäume!

Im Yosemite NP gibt es auch Redwoods / Sequoias. Und auch hier sehen wir viel Wald brennen, absichtlich und unabsichtlich.

Aber das besondere hier sind die riesigen, 1000 Meter hohen Granitblöcke, die das Yosemite Valley auf drei Seiten umgeben. Fast oder ganz senkrecht gehen die glatten Felsflächen nach oben. Das ist schon eindrucksvoll, aber der Trubel im Valley selbst ist kaum auszuhalten. Nicht nur die Parkplätze, auch die Campingplätze sind überfüllt.

Yosemity Valley - and some fire.

Am nächsten Tag verlassen wir auf der nördlichen Route den Yosemite Park über den Tioge Pass (3036 Meter). Der Mt Dana (3976 Meter) und die benachbarten 4000er haben nur an den Nordflanken kleine Schneefelder. So weit südlich sind wir hier.

Vom Pass aus geht es steil herab durch ein Tal mit Gruppen von Kiefern und goldenen Pappeln – das sieht wunderbar aus - bis direkt ans Ufer des Mono Lakes (2000 Meter). Dieser Salzsee hat von 1941-1994 die Hälfte des Wassers verloren (14 Meter!), weil sein Einzugsgebiet in die Wasserversorgung von LA einbezogen wurde. Das führte zu einer Verdopplung des Salzgehaltes. Seit 1994 wird endlich weniger Wasser entnommen, der Wasserspiegel steigt langsam und das Biotop erholt sich.

Heiße Quellen im See haben Schlöte (Tufa) gebildet, die jetzt malerisch aus dem Wasser herausschauen und den alten Wasserspiegel anzeigen.

Tufa im Monolake

8. USA 5  20. Oktober - 10. November  2023

Vom Monolake aus fahren wir noch ein Stück an der östlichen Flanke der Sierra Nevada entlang und genießen die Farbenpracht der Bäume im Herbstlaub. In den Tälern von der Sierra hinab ins große Tal sind einige natürliche oder gestaute Seen, umstellt von goldenen Bäumen. Das hat was von einer Alpen Landschaft.

Die Sierra Nevada (hier ca 3500m) mit den Seitentälern

Dann queren wir das breite, trockene Tal und begeben uns in die östlichen Berge. Dort oben in zirka 3100 Meter Höhe ist der Bristlecone National Forest. Wir haben einzelne Bristlecones schon vor 32 Jahren in Colorado gesehen und wollen uns diesen ‚Wald‘ unbedingt anschauen. Bei herrlichem Wetter (nicht so heiß hier oben) und schönem Licht (Nachmittag) wandern wir zwischen diesen zum Teil uralten Bäumen herum. Hier liegt zum Beispiel ein Baum, der 1676 gestorben oder gefallen ist und 3200 Jahre alt war. Der älteste Baum ist 4000 Jahre alt. Zum Glück verraten sie nicht, wo der steht (Great Basin Brislecone = Pinus longaeva).

In viele dieser uralten Bäume ist irgendwann der Blitz eingeschlagen oder sie haben so gebrannt aber das Holz ist so hart (all die vielen superdünnen Jahresringe !), dass auch ein Bruchteil von erhaltener Rinde ausreicht den Baum weiterleben zu lassen. Einige andere Pinienarten wachsen auch hier oben sind aber längst nicht so alt. Wenig unterhalb (2600m) finden wir einen sehr schönen Platz zum Schlafen.

Je höher man hinaufkommt desto mehr Bäume gibt es.

A dead bristlecone and a very young bristlecone

Zeltplatz und Abendidylle   

 Blick nach osten ins Nachbartal mit Salzsee. Vor der hintersten Bergkette ist Death Valley.

Vom Great Basin zum Death Valley muss man noch zwei Sierra Ketten überwinden und es wird immer trockener, denn die Wolken, die normal aus Westen kommen haben sich spätestens über der Sierra Nevada abgeregnet. Im August hat allerdings der aus Osten kommende Sturm Hilary etwas Regen gebracht, deshalb sehen wir etwas frisches grün und viele kleine orangene Blüten. Die Fahrt ist heiß und die Landschaft Wüste, Bergwüste, Talwüste, Sandwüste, Steinwüste und oft nur ganz vereinzelt kleine Trockenbüsche. Es dauert fast einen Tag bis ins Death Valley. Im Abendlicht sind wir an der tiefsten Stelle Badwater,  85 m unter dem Meeresspiegel. Tatsächlich ist der See hier unten nicht völlig ausgetrocknet (Hilary!). In der Mitte der Salzfläche sieht man etwas Wasser glänzen.

Die Folgen von Hillary bringen unsere Pläne ganz schön durcheinander. Die meisten Straßen im und vor allem aus dem Death Valley sind nämlich noch immer gesperrt. Überhaupt ist der Park erst seit einer Woche wieder geöffnet. Wir machen am frühen Morgen eine herrliche Wanderung in einen Canyon. Die Sandsteine leuchten in den tollsten Farben. Am Ende der Tour, nachdem man dem Flußbett folgend durch Tunnels von heruntergepurzelten Felsbrocken gekrabbelt war, gelangt man zur Red Cathedral, rote Steinwände ringsherum.

Tolle Farben, oder?

Dann schauen wir uns noch ein Mienenmuseum (Borax) an, Essen im Saloon der berühmten ‚Ranch at Death Valley‘ einen Salatteller und fahren dann über die nächste Sierra Kette nach Osten davon. Ich fand es zu heiß im Death Valley - der Höhenunterschied von 3150 m vom Bristcone NP auf die -85 Meter innerhalb 24 Stunden - die Hitze und die enorme Trockenheit bei starkem Wind – zuviel!

Mit solchen '20-Spännern' haben sie früher das Borax aus den Bergen geschafft. In echt! Dann noch ein Bild für Julie ich hab mich immer gefragt, was die Unterhosen im Wilden Westen machen??). Und für die 'Bannekasse' in Odder.

Es war so heiss, dass nicht nur ich gehechelt habe ... alle Vögel sahen so aus !

So kommen wir nach Death Valley Junction. Hierauf hatte Ernst Martin sich ganz besonders gefreut, weil es hier ein witziges Opera House gibt. Die Tänzerin Martha Becket hatte hier einst eine Reifenpanne, hat sich in den Ort verliebt und ihn später kurzerhand aufgekauft. Ursprünglich hatte die Borax Kompanie hier für die Minenarbeiter (Unterkünfte) und die Borax Teilhaber (Hotel) ein Gebäude von einem berühmten Architekten bauen lassen. Hufeisenförmig: Links Café, Restaurant, Wäscherei, Ecke, dann Hotel und Minenarbeiterunterkünfte, Ecke, Krankenstation, Versammlungsraum/Kirche. Martha hat dann aus dem Versammlungshaus (Kirche) ein Opernhaus gemacht, wo sie bis ins Alter von 83 Jahren dreimal in der Woche selber aufgetreten ist. In den besten Jahren war hier reges kulturelles Leben: Balett, Tanz, Theater, Musik und anderes. Da es aber nicht immer ausverkauft war - hier in der Wüste ! - hat sie sich die Zuschauer auf die Wände gemalt: Indianer, Nonnen, Mönche und Zirkusartisten, Könige, Hofdamen und Bettler. Auch im Hotel hat sie die Einrichtung und die Wände bemalt und selber gestaltet. Im Farben und Stil ein wenig wie Frida Kahlo. Der ganze Komplex ist sehr mitgenommen von den Folgen Hilary's. Eine dicke Schicht Zeolith (wird hier auch abgebaut) überdeckt alles und ist in der Hitze wie Tonscherben geplatzt. Das ganze Hotel stand ein Meter im Schlamm. In den Eingängen der Zimmer von den Arkaden aus liegen immernoch die Sandsäcke. Aber eine irre Stimmung liegt über dem ganzen Anwesen und wir beschließen hier im Hotel zu übernachten - schon damit wir die 45 Minuten Führung durch das Opernhaus um 18:00 Uhr nicht versäumen. Die Zimmer sind originell, das Bad ist echt schön gekachelt aber über allem liegt der Verfall. Hoffentlich können die engagierten Angestellten der ‚non profit‘ Gesellschaft es erhalten, wenn sie wirklich nichts von Martas Ideen über Bord werfen wollen. Wir jedenfalls hätten 1000 gute Ideen und würden in jedem Fall erstmal das café wieder aufbauen, das ist nämlich so mitgenommen seit dem Sturm, daß es unbenutzbar geworden ist. Wir kochen uns Kaffee und Abendessen im Auto und essen unter den Arkaden :-).

 

Die Wände hat sie bemalt. Alle, die ihr Projekt unterstützt haben kann man in feinen Portraits bewundern, die, die ihr nichts gaben haben solange einen leeren Rahmen.

Hoffentlich endet dieser Ort nicht wie in diesem Wandbild.

Wir können uns kaum trennen von der Atmosphäre um die Amargosa Opera, fahren aber schließlich doch in Richtung Las Vegas davon denn einen anderen Ausweg gibt es zur Zeit nicht. Dabei kommen wir noch am Ash Meadows National Wild Life Refugee vorbei. Hier tritt das Wasser der ganzen Salt Lake City plains in Form von warmen Quellen zu Tage und bildet den Amargosa River. Das wenige Wasser aus den Quellen versickert oder verdampft allerdings und nur bei den seltenen Regenfällen (Hillary z.B.) schwillt der Fluss dramatisch an und fließt in einer großen Schleife um die Berge herum nach Badwater (Death Valley) um dort zu versalzen. Aber das Biotop hier enthält sonderbare, einzigartige Tiere wie den Pufffisch der sich in den tiefen Löchern der warmen Quellen vermehrt.

Wir lassen Las Vegas schnöde links liegen und fahren nach Westen. Hier, zwischen Las Vegas und Los Angeles wird auf jede mögliche Weise Energie gewonnen. Das haben wir bisher noch nicht gesehen.

Die Frage Joshua Nationalpark oder Santa Barbara Gegend haben wir zugunsten des letzteren entschieden. Ich würde gerne noch den Teil Kaliforniens sehen, der fruchtbar ist und der die Pioniere so begeistert hat, dass sie sich für immer hier niederließen und das Land bearbeiten. Die durch ausgiebige Bewässerung fruchtbar gemachten Wüstenebenen sind eine andere Sache.

Auf dem Weg nach Osten erfuhren wir, daß im Hjulbjergvej schon wieder eingebrochen wurde. Pfui! 10 Tage nachdem die nette spanische Familie das Haus verlassen hatte. Die Arme Winnie. Nun muss sie sich auch noch um eine neue Tür und all den Ärger kümmern :-(.

Wir aber fahren um Santa Barbara herum hinauf in das Tal San Ynes. Hier wird viel Wein angebaut, es gibt Felder und Weiden mit Kühen und Pferden. Die ganze Gegend erinnert sehr an Italien - hier fühlen sich die Italiener wohl wie man an vielen Geschäfts und Straßennamen sehen kann. In der Nähe von San Ynes es gibt es eine kleine Stadt Solvang, ein Disney Dänemark (tatsächlich gibt es wohl eine dänische Gemeinde hier). Kleine Häuschen so viele Windmühlen wie ich sie in ganz Dänemark noch nicht gesehen haben, Läden mit dänischem Design aus denen das dänische Live Radio tönt. Bager Anderson und ein Aebleskiverhus und natürlich Kuckucksuhren und was ihnen sonst noch so einfiel. Aber wir haben das dänische Mitbringsel was wir noch brauchten ohne Probleme hier bekommen.

Am Pazifik entlang fuhren wir nach Süden, trafen Paolo (einen ehemaligen Austauschstudenten in Aarhus) in einem café auf dem Sunset Boulevard in Los Angeles. Das war sehr nett. Paolo ist vor 10 Tagen Vater geworden und noch ganz beflügelt. Der Sunset Boulevard klingt elegant ist es aber nicht. Er zieht sich um die halbe Stadt, ist grausig zu fahren und außer ein paar dicken Villen am Anfang am Meer wirklich nicht sehr schön. Um dem Verkehr zu entkommen fahren wir durch Gegenden der Stadt, wo an jeder Ecke Menschen unter Planen zwischen Pappkartons auf dem Gehsteig leben und kranke Typen mit wirrem Ausdruck über die Straße torkeln. Wenigstens frieren sie hier nicht so leicht.

Um nicht zu früh in San Diego anzukommen haben wir noch einen Stop in Oceancity gemacht und den Sonnenuntergang mit Musik (navie music corps) und allem Drum und Dran genossen.

 

Solvang

Hollywood                                                     LA            uptown                                        downtown              

Am Abend kommen wir dann zu Claire, David und Jackson nach San Diego. Sie wohnen in einem netten Häuschen mit Garten in dem nicht nur ein Hühnerstall mit 8 Hühnern untergebracht ist, sondern auch Bananenpalmen (3 x Ess- 1x Kochbanane) und vier, zu verschiedenen Zeiten tragenden Avocado Bäume. In Töpfen stehen noch eine ganze Citrus Plantage für den Vordergarten bereit der noch von Kies befreit werden muss. Und Reihen von Ananaspflanzen. Sowas tolles! Jackson ist zweieinhalb und stiefelt stolz mit Gummistiefeln durch den Garten, schaut nach, ob die Ananas schon Wurzeln haben und gießt ansonsten sehr gerne. Er ist ein wonniges, ruhiges Kind und sehr zugewandt. Claire und David gaben uns tolle Tipps für die nächsten Tage in San Diego. Wir besuchten die Hippiebeach (oceanbeach) und Point Loma, eine bergige Halbinsel, die den Hafen von San Diego schützt. Von hier aus sieht man Mexiko. Wir winken hinüber nach Baja California wo Margret und der Gruppe in vielen Jahren so glücklich waren. Am Strand in der Gezeitenzone kann man viele Lebewesen finden wie Aphlysia, Seesterne und Seeanemonen.

Am nächsten Tag fahren wir mit Claire David und Jackson in die Old Town San Diego wo das Fest der Toten heute beginnt. Überall sind kleine bunte Altäre mit Bildern, Geschenken und Leckereien aufgebaut und verkleidete Menschen drängen sich durch die Gassen. Man kann alles Mögliche erstehen und sich die Gesichter zu Totenköpfen bemalen lassen. Überall ist Musik und Tanz. Am Nachmittag trennen wir uns die drei fahren nach Hause, während wir die Reise nach Osten beginnen.

Halloween sightseeing in Claire's Straße

Zunächst zum Anzar Borrego Desert Park. Das ist die erste ernsthafte Begegnung mit den vielen verschiedenen Kakteen, die hier der Witterung trotzen. Der Jumping Bear zum Beispiel sieht sehr hübsch silbrig leuchtend im Sonnenlicht aus, aber wenn man ihn auch nur im Geringsten berührt springt ein Stück ab und hakt sich in deinen Fuß - meinen jedenfalls . Wir machen brav einen Kakteenlehrpfad und ich denke mit Schrecken an die Sommer vor 100 Jahren als ich in Heidelberg im Botanischen Garten bei 40 Grad im Sukkulenten Haus gearbeitet habe. Auch hier gibt es übrigens Badlands, überhaupt Amerika hat mehr Badlands als ich mir hätte träumen lassen.

 

Südlich des Salton Sea (Salzsee), in dem vom Colorado River bewässerten Land, wachsen Dattelpalmen, Zitrusbäume und vieles mehr. Kaum wird nicht Bewässert krabbeln die Sanddünen einem vors Auto.

Wir fahren an der mexikanischen Grenze entlang, verlassen den Colorado und folgen dem Seitenfluss Gila River flußaufwärts. Den werden wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen. Er ist hier völlig ausgetrocknet, weil aufgestaut und über ein weites Kanalsystem zur Bewässerung genutzt. Am Ufer des Gila Rivers übernachten wir an einem Steinhaufen, auf dem fast jeder Stein mit Petroglyphen verziert ist: Männlein, Ziegen, Schlangen, Sonnen, Schildkröten und Eidechsen. Hinterlassen für andere Reisende?

Von hier erreichen wir das Organ Pipe National Monument. Diese Wüstenberge an der mexikanischen Grenze beherbergen die berühmten Organ Pipe Kakteen und die noch viel lustigeren Saguaro Kakteen (siehe Bilder). Außerdem wollen wir uns mal den Grenzzaun anschauen: ein Monster von 6 bis 9 Metern. Auf dem Weg zu einem Wanderweg, den wir gehen möchten, fahren wir auf einer Sandpiste etliche Meilen am Zaun entlang. Ziemlich am Anfang ist ein Zelt wo die Grenzwechsler von der Grenzpolizei aufgenommen, in Minibusse verpackt und weggefahren werden - nicht zurück nach Mexiko, sondern irgendwo in ein Auffanglager in den USA. Ein ununterbrochener Strom von Menschen marschiert brav am Zaun entlang (oder auf dem Weg den wir fahren) freiwillig diesem Zelt entgegen. Ungefähr jede Meile gibt es eine blaue Fahne, ein Schattendach, Wasser, ein erste Hilfe Set und natürlich einen Knopf um die Grenzpolizei herzubitten. Es waren fast alles junge Männer, die uns entgegenkamen, nur eine Familie mit Kind haben wir gesehen. Viele waren schwarz - später erfuhren wir, dass sie aus dem Senegal kommen!? Wir haben uns dann doch gegen die Wanderung entschlossen und sind nach einer Viertelstunde zum Auto zurückgekehrt. Die Vorstellung dort in der Hitze (36˚C) ohne Auto und Papiere und allem, was wir haben dazustehen war zu gruselig - wie muss es da diesen armen Menschen gehen. In der Nacht auf einem herrlichen, einsamen Platz unter den Felsen, umgeben von den tollsten Saguaro Figuren sah man in regelmäßigen Abständen blaue Lichter blinken, das sind solche Rettungspunkte, denn zu anderen Zeiten liefen die Flüchtlinge wohl nicht gesittet an der Mauer entlang, sondern versuchten sich durch die Berge von der Grenze zu entfernen.

Am 1.11.2023 waren wir in Tucson - umgeben von 2 wirklich schönen Wüsten Nationalparks. Die Stadt ist weiträumig, aber ziemlich klein - abgesehen von der Universität natürlich. Die Mittagshitze vertrieben wir uns bei Starbucks im Uni Campus mit Schreiben und (Ernst Martin) mit Organisieren. Das Meeting rückt näher - in 10 Tagen müssen wir in Houston sein.

Organ Pipe                                            Saguaro

Auf dem Weg nach Houston haben wir uns einige kleine Parks rausgesucht oder von Jeremy oder Claire‘s David empfohlen bekommen. Wir fahren in den Chiricahua Nationalpark, das ist ein Bergmassiv aus Rhyolith Felsen die senkrechte und waagerechte Risse bekommen haben und dann erodiert sind. Dabei kommen die tollsten Figuren zustande, echt amüsant. Viele Stunden wandern wir darin herum. Es ist so schön, dass wir noch einen Tag bleiben.

... und dann ging es im Schweinsgalopp weiter!

Von hier fahren wir nach Nordosten nach Silver City. Wir hatten Silberminen Tourismus erwartet und fanden stattdessen einen Ort wie aus unserer Jugend . Ein Café mit zusammengesammelten Möbeln und einem coolen Garten mit plätscherndem Wasser. Innen wurde gerade ein Vortrag über Kristalle, Ufos und andere wichtige Dinge von einem weißhaarigen Zwerg gehalten. Am anderen Tagen spielen verschiedene Bands Country Rock zum Kaffee. Ansonsten wohnen in diesem Ort ungefähr 100 Musiker und 1000 Künstler erzählen uns die stolzen Bewohner.

Dann fahren wir 2x 1600m hoch, runter, hoch, runter zu den Gila Hot Springs. Wir haben Glück und erhaschen einen von den 12 Zeltplätzen in einem (Indianer) Camping, wo es 3 Hot Tubs am Fluss gibt, die man benutzen kann. Die Nacht war sternenklar und eiskalt -8 grad. Wir konnten es gar nicht erwarten, bis wir aufstehen und in das 38 Grad warme Wasser zum Auftauen steigen konnten. Auch am Morgen noch sind die Badesachen innerhalb von 10 min bocksteif gefrohren.

Als Arme und Beine wieder beweglich waren haben wir uns die Cliff Dwellings angesehen. Auch hier wie in Mesa Verde sind vor circa 700 Jahren die Pueblo Indianer hoch in die Berge gezogen und haben sich kleine Ortschaften unter den Felsvorsprüngen gebaut. Warum weiß man eigentlich nicht. Später in (nach circa 50 Jahren) sind sie wieder zurück in die Pueblos gezogen oder sind sonst verschwunden. Wir aber sind wieder zurück, zweimal 1600m hoch und wieder runter durch die Wälder der Gila Wilderness nach Silver City zurückgekommen und weiter nach City of the Rocks. Das ist ein Haufen knuddeliger Felsbrocken die wie hingekegeltn in der Wüste liegen geblieben sind.

White Sand Dunes sind schneeweiße Dünen aus Gips. Die Sandkörnchen sind so fein, daß es hart ist wenn man barfuß durch den Sand läuft. Deshalb kann man auch richtig gut darauf Schlittenfahren - das machen die Kinder mit Riesenvergnügen. Oder wir besuchen den Hueco Tanks Park wo es Petroglyphen zu finden gibt. Wenn man Glück hat und ordentlich sucht findet man neben Schlangen, Männchen und Ziegen eines von den typischen Gesichtern die Aussehen, als hätten sie 3 D Brillen auf.

Von dort gelangen wir nach vielen Stunden Fahrt durch Wüsten, durch flache Ebenen, steinige Gebirgsketten, an Vulkanen, von denen nur noch der Basaltkern und drum herum ein Schutthaufen übrig ist oder ausgetrocknete Flusstäler (Canyons) mit wild erodierten Hängen nach Süden. Hier wird es etwas grüner - das heißt ein Grasbüschel pro Quadratmeter nicht ein Grasbüscheln pro 4 - 6 Quadratmetern. Wir kommen nach Presidio an die mexikanische Grenze, die hier der Rio Grande bildet. Presidio ist recht unbedeutend, während in Ojinaga, auf der Mexikanischen Seite, das Leben pulsieren zu scheint. Aber es gibt nicht nur eine mexikanische Bäckerei sondern auch noch ein Fort im hier üblichen Baustil.

Wir fahren in den nächsten Tagen am Rio Grande entlang, laufen hier und da ein Stück am Fluss, der sich mal durch die Ebene schlängelt und mal in einer Schlucht verschwindet und insgesamt eher ein Bächlein ist. An vielen Stellen kann man jetzt hindurchlaufen. So kommen wir am Big Band Ranch Park entlang zum Big Bend Nationalpark.

Ein schmales Canyon zum Rio Grande

Ja was nun, längst oder quer?

Plötzlich stand ein Reiter über mir am Berg und fragte "Empanadas?". Die Mexikaner, die eine schlechte Verbindung zu ihrem Hinterland haben nämlich echt hohe Berge, und seit je Handel mit den Bauern der amerikanischen Seite getrieben haben kommen nach wie vor herüber und bietenEssen oder Basteleien an.

Unten, vor dem gestreiften Gebirge fliesst der Rio Grande

Dort kann man auf 2 Straßen durch den Park an den Rio Grande fahren, westlich oder östlich. Aber das Besondere am Big Bend NP ist eigentlich seine klimatische und geographische Isoliertheit im Inneren des Bergmassivs. Umgeben von einer großen Wüste hat diese von hohen Bergen umringte Hochebene, die deutlich mehr Regen abkriegt als die Umgebung, eine fast posteiszeitliche Fauna und Flora erhalten. Hier gibt es ausser Kakteen auch Bäume und Sträucher und neben Bären und Mountain Lions eine Vielzahl von Tieren, die es nur an wenigen anderen Stellen gibt (z.B. white tail deer).

Bevor wir nach 3 Tagen den Park wieder verlassen, besuchen wir noch ein kleines Museum, in dem die Funde von Dinosauriern gezeigt werden. Da es hier geologisch gesehen zunächst ein seichtes Meer war was dann langsam angehoben wurde, hat man hier sowohl versteinerte Meerestiere als auch Land und Lufttiere gefunden .

Im Big Bend NP war es tags richtig heiss (38˚C) aber schon am letzten Tag kam von westen her eine Wolkenschicht angeschlichen und als die letzten Berge im Rückspiegel verschwunden waren und das flache Texas vor uns lag war Schluss mit Sonne und Hitze.

Inzwischen sind wir in Houston angekommen und die Tagung ist in vollem Gange.

9. USA 6  11. - 22. November  2023

Seit wir die Grenze nach Texas überschritten haben hat sich die Sonne überwiegend im grauen Himmel versteckt. Die Temperaturen sind von 38˚ C auf 14–18˚ C gefallen – der Herbst ist da!

Der Weg über 2 Tage nach Houston durch flaches Land war relativ unspektakulär, obwohl wir einige kleine Städtchen sahen, die uns in ihrer „Western Schlichtheit“ gut gefallen haben. Auf den Feldern: Mais, Zuckerrohr und viele, viele Kühe – Texas Longhorns und andere Schönheiten.

In Houston angekommen begaben wir uns ins Hyatt Hotel wo das ISTT Meeting stattfindet. 4 Tage sind wir in diesem 30 Stockwerke hohen Gebäude, in dem die Zimmer von Umläufen nach außen abgehen, während es nach innen 30 Stockwerke nach unten im freien Fall geht. 10 gläserne Aufzüge sausen unablässig rauf und runter, die eine Hälfte innen die andere Hälfte an der Außenwand des Gebäudes. Aber das Meeting war gut, alles hat geklappt und alle waren froh sich mal wieder „in Person“ gesehen zu haben. Ich habe - bis auf ein paar Vorträge - an der Tagung nicht teilgenommen und stattdessen den Blog auf Vordermann gebracht. Das Wetter war auch nicht so sehr verlockend: Bedeckt und regnerisch.

Weil es im Sommer so unerträglich heiß und schwül hier ist, gibt es in der Innenstadt ein Tunnelsystem unter der Stadt. Ich habe die Innenstadt sowohl über als auch unter der Erde erkundet und fand nichts außer Bürohochhäusern, Parkhäusern und kleine Restaurants (meistens im Tunnel) wo die Leute sich etwas zu essen oder am Morgen den obligatorischen Kaffee auf die Hand holen können. Ich weiß auch nicht warum man auf den Mars fliegen will, das kommt mir hier schon alles futuristisch gespenstisch genug vor, eine geschlossene Umwelt. Kommt dann aber der kühle Abend erwacht das Zentrum in schrillen Farben der Saison.

 

Die Gemeinschaftsunternehmung des Meetings war eine Privatführung des NASA-Geländes und ein Besuch des Museums dort und das war wirklich toll. Die Hallen, in denen die Übungsmodelle für das Training der Astronauten stehen sahen wie ein Bastelkeller aus: Da standen neben den Modellen verschiedener Raumfähren halbe Astronautenanzüge, Nähmaschinen und allerlei merkwürdige Geräte aus Küche und Garten herum. Oder mit Alufolie geflickte Mond- oder andere Fähren. In einer anderen Halle lag die Saturn 5 Rakete. Man konnte drum herumlaufen und die immensen Maße der Triebwerke gegenüber der winzigen Kapsel sehen (die unterste Stufe der Rakete enthält 791.000 l Kerosin uns 1.266.000 l flüssigen Sauerstoff, was in 2,5min verbrannt ist). Auch die Boeing 747 mit dem Space Shuttle Huckepack war da. Aber für uns war eigentlich der Höhepunkt die Mondlandung 1969. Wir konnten in den Besucherraum des Original-Kontrollzentrums. In diesem Raum, nur mit einer Glasscheibe vom Kontrollzentrum getrennt, konnten sich die Angehörigen der Astronauten aufhalten und alles mitverfolgen. Dann haben Sie das Original Video abgespielt, und zwar mit Originalton und man sah auf den Schirmen, was die damals sahen. Irre! Als Nils Armstrong die Leiter runter auf den Mond steigen wollte und aus dem Kontrollzentrum kam: „warte mal, die Kameraeinstellung ist noch nicht optimal“ und „probier erstmal, ob du auch wieder hochkommst“. Auf einem anderen Schirm mit der Mondfähre in der Mitte auf der Karte mit den Koordinaten konnten man sehen wie eine Hand die aus Papier ausgeschnittenen Astronautenfiguren in ihre aktuellen Positionen verschob (=GPS).

Soyus Kapse                      die neue Artemis Kapsel für den Flug zum Mond

Saturn V Rakete mit der winzigen, braunen Kapsel von vorne/oben .......... und Triebwerke von hinten/unten

Rechts der Mann auf dem Mond und links das 1969 GPS

Johannes: erkennst du das Bild? Das hast du mir vor ein paar Jahren mal gemalt.

Zwei Tage nach der Tagung waren wir noch in Houston bei Jan und Fred eingeladen und haben schöne Unternehmungen gemacht. Wir sind an die Golfküste nach Galveston gefahren, wo wir von der Fähre aus viele Delfine haben springen und spielen sehen und wir sind in das Science Museum von Houston gegangen. Die haben die schönste und didaktisch beste Paläontologische Ausstellung, die ich je gesehen habe. Und ein wunderschönes Schmetterlinghaus. Am Abend sind wir noch zu einer Brücke gefahren unter der Tausende von Fledermäusen leben. Sobald die Sonne untergeht, steigen sie in einem dichten Wirbel in den Himmel auf um eine Strecke von fast 100 km zurückzulegen um sich in den Sümpfen mit Insekten zu versorgen.

      Black vulture, Rabengeier                                Little Egret, Seidenreiher                                    Anolis, Saumfingerechse

Fledermausschwarm

Und dann begann der Heimweg nach Washington DC. Wir fuhren noch einmal nach Galveston, mit der Fähre hinüber nach Port Bolivar (diesmal nur wenige Delfine) und an der Golfküste entlang. Hier hat vor ein paar Jahren ein Hurricane fast alles zerstört. Deshalb sind die Häuser am Meer auf sehr hohen Stelzen gebaut. Da kann man den Schattenplatz darunter als Sitzplatz und Parkplatz benutzen. Oder es steht unter einem Ständer-Dach - mit Sitzplatz obendrauf - gleich ein Mobilehome: dann kann man bei der nächsten Hurricane Warnung schnell Reißaus nehmen.

Ein wenig später kamen wir durch den Ort Winnie, TX - leider hatte das Café geschlossen … - und von dort aus auf die Texaco Halbinsel und weiter von Texas hinüber nach Louisiana. Hier ist wirklich viel Erdölindustrie: vor der Küste liegen die Ölplattformen, im Land sieht man überall Pferdeköpfe (Pumpen) und eine Raffinerie steht neben der anderen. Dazwischen ein Netz von Kanälen, so dass die Tankschiffe hin und her schippern können.

Dann ein großes Sumpfgebiet, völlig undurchdringlich mit Wasseradern und niederen Büschen, ein Schutzgebiet für die Vögel bevor sie den Golf überqueren. Und natürlich Alligatoren in allen Ecken und Enden, die wir aber leider nicht gesehen haben. Angeblich war es ihnen zu kalt.

Vom westlichen Delta nähern wir uns dem Mississippi (mit Weißkopfseeadlern) und fahren ein ganzes Stück daran entlang, bevor wir ihn überqueren und in den Staat Mississippi kommen.

Hier in Natchez, einer kleinen Stadt mit viel schwarz - weißer Geschichte endet der Natchez Trace Parkway, der bis nach Nashville im Nordosten geht. Von 1800 - 1820 an sind die Kaintucks, Bauern aus Kentucky, mit ihren Waren und Tieren auf flachen Holzbooten nach der Ernte auf dem Mississippi nach Süden geschippert. Dort haben sie alles, samt den Booten (als Holz) verkauft und sind dann zu Pferd oder Fuß die 500 Meilen nach Nashville zurückgewandert. Durch Urwald, Sümpfe von Mücken und Überschwemmungen überfallen. Keine einfache Strecke, nicht so wie der elegant gepflegte Parkway auf erhöhter Trasse zu ihrem Gedenken. Trotzdem spannend die Hohlwege des ‚Trace‘ zu sehen, die Baumwollfarmen wo Sie unter Umständen Herberge finden konnten oder wo die Bauern mit ihren 11 Kindern und 51 Sklaven gelebt haben. Wir probieren auch Soulfood, einfaches Essen was eigentlich Schwarze für Schwarze bereiten. Weil es wegen Covid unmöglich war den Geschirrsterilisierungsvorschriften (kann man das in Deutsch so schreiben?) nachzukommen, wird das jetzt in Styropor Tablets serviert. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass man in fast allen Cafés den Kaffee aus Pappbechern und die scones/bagles aus Papiertüten serviert bekommt auch wenn man im Laden isst, und ich dachte schon das wäre Umweltschweinerei. Nach einer Weile haben wir den Trace verlassen und sind auf kleinen Straßen durch Mississippi nach Alabama und dann nach Tennessee gefahren. Da sieht man mehr von der Gegend als auf dem Parkway der wie ein Tunnel durch die Parklandschaft führt. Die Landwirtschaft: Zuckerrohr, Baumwolle, Mais und Rinderfarmen und entlang der Straße feine Häuser neben völlig verfallenen und chaotisch vermüllten, aber dennoch bewohnten Hütten. Und viele, viele Kirchen, mehr als in den Gegenden die wir bisher bereist haben. Überhaupt spielt die Kirche hier eine große Rolle. Im Cafe Karma war ein großes Plakat an der Wand mit der Aufschrift: What are you thankful for? Ungefähr 20% der Einträge enthielten Jesus oder Gott und dann Familie, mein Freund und Kaffee und ähnliches.

Natchez                                       Farmhaus eines Baumwollbauerns mit 11 Kindern und Unterkunft für Trace Reisende

Trace (Hohlweg)                           Gürteltier                                               Sumpf

Oben : Soul Food

Links : Baumwolle

Nun sind die Tage abzusehen und die Fahrt durch die Smoky Mountains und entlang dem Blue Ridge- und Skyline Parkway steht bevor (1000 Kilometer). Leider macht gerade da das Wetter nicht recht mit und so sehen wir die Smoky Mountains nur für Augenblicke aus der Ferne als grau/blaue Berge unter den dichten Wolken und Nebelschwaden hervorschauen. Die Nacht verbringen wir bei prasselndem Regen, dichtem Nebel und 6˚C auf einem Aussichtsplatz ohne Aussicht, denn hier, weiter im Norden sind inzwischen alle Zeltplätze geschlossen. Spät in der Nacht ist der große Regen vorbei und wir genießen am nächsten Tag wunderbare Ausblicke nach Westen und Osten vom Blue Ridge Parkway aus, der oben auf dem Grat dieser Bergrippe entlang von Süden nach Norden verläuft. Die Bäume haben fast vollständig das Laub verloren und die Hänge bedeckt ein kahler Winterwald – was für ein Unterschied zum Urwald in Mississippi. Auch hier verlassen wir den Parkway mehrmals, um auf nahegelegenen Autobahnen etwas schneller vorwärtszukommen. Vom Skyline Parkway (Shenandoah) fahren wir dann nach Osten ins Tal hinab, schauen uns noch das schmucke Örtchen Washington, VA im Weihnachtsschmuck an und fahren dann nach Falls Church, wo Susan und Tove mit heißer Suppe auf uns warten.

Oben: Blue Ridge nach Westen

Unten: Blue Ridge nach Osten

In den nächsten Tagen werden wir hier in Washington Freunde besuchen neben Susan und Tove auch Valerie und schließlich Angela und Sandy, und auf alten Spuren wandeln. Ich bin vor 30 Jahren das letzte Mal hier gewesen und freue mich darauf die Stellen wiederzusehen, an denen wir sehr glücklich waren.

Und – in einer Woche fliegen wir heim, und darauf freuen wir uns auch!

Mit Susan und Tove sind wir am Potomac in Virginia spazierengegangen, sind hinüber auf Sycamore Island im Potomac (Maryland) und haben  mit Miriam und Eleonor gesprochen :-)

Wir haben die Häuser besucht, in denen wir gewohnt haben:  Kimberlystreet 2500 und Crestwoodroad 10111 (die riesige Pinie ist leider weg) :-(

Wir haben den Kindergarten von Winnie und Laila besucht, und Laila's Schule.

Mit Valerie sind wir zu den Great Falls gelaufen und haben den Bus nach Baltimore an den Hafen gebracht.

Von Angela und Sandy aus sind wir mit der Metro in die Washington Mall gefahren und haben verschiedene Museen besucht (schon um dem eisigen Wind zu entgehen :-)). Heute haben wir eine kleine Wanderung am Seneca Creek gemacht und morgen ist diese wunderbare Reise endgültig zuende. Aber, wir haben auch Vorfreudekribbeln und freuen uns auf zuhause.

ENDE